Sonntag, 20. März 2011

Wie die Isar das Stadtbild geprägt hat

Dass es von der Innenstadt in Richtung Westen zum Stiglmaier Platz sanft, aber stetig bergauf geht, ist eigentlich kaum bemerkbar. Doch inmitten des Löwenbräu-Areals ist die Ursache für den Höhenanstieg zu finden: Hier verläuft die so genannte alte Isarkante mitten durchs Areal. "Damals hatte die Brauerei den alten Gewölbekeller einfach an die Kante angebaut", erklärt Johann Spengler vom Architekturbüro Steidle und Partner. Weil dieser unter Denkmalschutz steht, haben sich die Architekten für den derzeit entstehenden Neubau des großen Wohn- und Geschäftsareals etwas Besonderes einfallen lassen müssen. Der etwa fünf Meter hohe Niveausprung wird durch Lifte und Rampen ausgeglichen.

Während Rom auf Sieben Hügeln erbaut ist, San Francisco abenteuerliche Höhenzüge vom Meer in die Stadt zu bieten hat, ist Münchens Stadtgebiet topografisch von der Isar geprägt: Vor der Stadtgrenze bei Grünwald hat sich der wilde Gebirgsfluss fast 80 Meter tief eingegraben, innerhalb Münchens ist der Geländeversprung nicht mehr ganz so drastisch - vor allem an den westlichen Kante: Deutlich sichtbar ist sie heute zum Beispiel nur noch an den nicht überbauten Flächen, zum Beispiel an der Theresienwiese. Überall sonst ist sie größtenteils verbaut oder im Architektenjargon durch sanft ansteigende Straßen "verschliffen", wie zum Beispiel an der Lindwurm- oder Sandstraße.

Weiter südlich und am Ostufer hat sich "Isaria", die Reißende, tiefer eingegraben: Zum Beispiel am Kreppeberg hinab nach Thalkirchen, bei Untergiesing aufwärts zum Nockherberg oder am Friedensengel. Hier ist es größtenteils so steil, dass keine Bebauung möglich ist. Richtung Haidhausen nutzten wiederum die Brauer die Besonderheit des Geländes, um hier an den Hang ihre Lagerkeller zu bauen - was schlicht einfacher war als aufwändige Tiefbauten. Die Isarkante wird in Richtung Bogenhausen schließlich viel sanfter: Die Isarkante machte sich der damalige Stadtplaner Theodor Fischer sogar zunutze, um das Viertel nach den Prinzipien des so genannten malerischen Städtebaus zu gestalten. Die alte Isarkante verläuft beispielsweise beim Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz mitten durch das Areal. Zu sehen sind Teile der denkmalgeschützen Gewölbekeller, die damals direkt an die Kante angebaut wurden.

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite